Geschichte des Braunsteinhauses

Das Braunsteinhaus blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Seine Entstehung ist mit dem ehemaligen Bergbau eng verbunden. Die Bergleute, die im Tage- und Tiefbau am Müncheberg oder der Harzeburg durch Schwerstarbeit ihre Familie ernähren mußten, benötigten für verschiedene Zwecke Gebäude. Die Entstehung des Braunsteinhauses ist daher mit dem ehemaligen Bergbau eng verbunden. Das Haus besteht eigentlich aus drei Baukörpern, die in verschiedenen Zeiten errichtet wurden.

Chronik des Bergbaus am Braunsteinhaus:

  • Bis 1740: Dauer und Intensität des nicht fachgerecht geführten Bergbaus in Tagebauen und flachen Tiefbauen richteten sich auf Einzelaufträge der Erzkäufer aus. Das Erz wurde am Objekt so lange gesammelt, bis ein Fuhrwerk beladen werden konnte, um es in der näheren Umgebung und in Holland verkaufen zu können.
  • ab 1740: Weitere Lieferaufträge in die Niederlande und später nach Berlin forderten bessere Erzqualitäten und das Ansammeln größerer Vorratsmengen.
  • um 1770: Erhöhter Absatz nach Holland ließ vorgenannte Probleme noch akuter werden.
  • 1818: Durch die Verwendung des Braunsteins in der technischen Chemie, für die Farbherstellung und zum Bleichen von Glas erhöhte sich die Nachfrage um ein Vielfaches bei gleichzeitig wachsenden Qualitätsanforderungen.
  • ab 1840: In Europa und Indien kamen schrittweise große Lagerstätten in Förderung, so daß der Absatz des llfelder Manganerzes ständig zurückging, bis der Bergbau ab 1880 nur noch ein kümmerliches Dasein führte und im Jahre
    1890 wegen Absatzmangel eingestellt wurde. Nur im Ersten Weltkrieg und der sich anschließenden katastrophalen Wirtschaftslage ist von
  • 1916 bis 1921 der Bergbau zum letzten Mal betrieben worden.

Die Entstehung des Braunsteinhauses geht auf die Zeit vor 1725 zurück, denn seitdem war der Bergbau am Müncheberg auflässig, und das „Hauß“ wurde in der davorliegenden Betriebsperiode errichtet. Nachdem der Bergbau dort eingestellt worden ist, transportierte man von der Harzeburg und vom Silberbacher Zug die geförderten Vorräte und Werkzeuge am Schichtende zum „Hauß“ am Müncheberg. Der unnötig weite Transport unter körperlich schweren Bedingungen sowie die abgeschiedene Lage, die mehrfach zum Diebstahl verleitet hatte, veranlaßten am 27. April 1753 den Forstangestellten Menge in Sophienhof, bei seiner vorgesetzten Dienststelle, nämlich der „Hochlöblichen Cammer“ in Wernigerode anzufragen, ob er „das Hauß nicht dort zwischen den Müncheberg und Harzeburg in die sogenannte Bach setzen dürffte“. Damit ist der heutige Siedlungsbereich im Tal des Sachswerfer Baches gemeint.

Ansichtskarte um 1919

Seine Argumente, daß der Braunstein von allen Gruben“„ohne schwere Kosten“ dorthin gebracht werden könnte, sicherer vor „Dieberey“ sei und sich leichter abtransportieren ließe, veranlaßten die Kammer in Wernigerode bereits am 4. Mai 1753 zur Zustimmung und Auftragserteilung des Schuppenumbaus. Es ist davon auszugehen, daß die Arbeiten unmittelbar danach, d. h. im Mai oder Juni desselben Jahres erfolgten. Seit dieser Zeit sind mehrere Gebäude vorwiegend in Zeiten intensiver bergmännischer Tätigkeiten entstanden und später teilweise wieder liquidiert worden.

Der neue Standort des Schuppens erfüllte alle Erwartungen. Doch erwies sich bald als Nachteil, daß man den Schuppen mit dem alten Material wieder errichtet hatte, denn bereits 4 Jahre später waren die Dielen und Schwarten unten „faul, daß fast kein Nagel mehr halten will“. Nachdem „Forstbereuther“ Erck aus Sophienhof dies seiner vorgesetzten Dienststelle in Wernigerode im Juni des Jahres 1757 mitgeteilt hatte, erhielt er wenige Tage später die Anweisung „zu Reparierung des Braunsteinhauses“. Dies ist die älteste schriftliche Überlieferung der heute noch gebräuchlichen Bezeichnung BRAUNSTEINHAUS. Im März 1759 berichtete o. g. Forstangestellter Erck, daß das Braunsteinhaus keinen Fußboden besitze und demzufolge der Braunstein, wenn er eingewogen wurde, „öfters Erde darunter kömbt“. Um diese Beeinträchtigung der Braunsteinqualität zukünftig zu vermeiden, bat er darum, den Fußboden mit Eichenbohlen versehen zu dürfen. Dies wurde ihm genehmigt und umgehend realisiert.

Im September des Jahres 1770 berichtete Forstbereuter Erck seiner vorgesetzten Dienststelle, daß der Braunstein zentnerweise gefördert, den Bergleuten im „alten Braunsteinhause abgenommen“ und dann dort gewogen werde. Anschließend bringe man ihn zur Verrechnung in das neue Haus. Daraus geht hervor, daß im Zeitraum von 1757 bis 1770 ein „neues Haus“ errichtet wurde. Qualitätsmängel und Diebstahl wurden seit Mitte der 1760er Jahre häufig beklagt. Um diesen Mißständen zu begegnen, erbaute man o. g. Gebäude, das möglicherweise ein Vorläufer der heutigen Gaststätte war.

1818 erlebte der Braunsteinbergbau einen großen Aufschwung. Wollte man dieser Si­tuation gerecht werden, dann war es erforderlich, kurzfristig über einen großen Stamm erfahrener Bergleute verfügen zu können. Daher wurden im Jahre 1818 Bergleute aus Elbingerode im llfelder Manganbergbau eingesetzt. Für sie mußte eine Gelegenheit zum übernachten geschaffen werden. Desweiteren galt es durch bessere Aufbereitung und Lagerung die Qualitäten des zu verkaufenden Braunsteins wesentlich zu verbessern. Wörtlich heißt es: „Seit einigen Jahren, wo sich der Braunsteinabsatz so ansehnlich gehoben hat, ist auch mit möglichster Thätigkeit dahin gearbeitet die Braunsteingruben und übrigen Anlagen zum Braunsteinbetrieb in einen möglichst guten Zustand zu stellen und hierdurch das Werk zu heben.“

Braunsteinhaus um 1937
Braunsteinhaus um 1937
Braunsteinhaus bei Ilfeld um 1890
Braunsteinhaus bei Ilfeld/Nordhausen

Braunsteinhaus Ilfeld/Südharz

 

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